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Die Bauchspeicheldrüse des Hundes – Funktionen und Erkrankungen verstehen

  • Autorenbild: Doreen Hellfritz
    Doreen Hellfritz
  • 15. Sept.
  • 5 Min. Lesezeit

Die Bauchspeicheldrüse des Hundes
Die Bauchspeicheldrüse des Hundes


Die Bauchspeicheldrüse – medizinisch Pankreas genannt – ist ein kleines, aber hochwichtiges Organ im Bauchraum des Hundes. Sie beeinflusst sowohl die Verdauung als auch den Energiehaushalt. Werden ihre Aufgaben gestört, können verschiedene Krankheiten entstehen. Um diese besser einordnen zu können, lohnt sich ein Blick auf die Funktionen und die häufigsten Erkrankungen.



Die Funktionen der Bauchspeicheldrüse

Die Bauchspeicheldrüse arbeitet auf zwei Ebenen:


  • Exokrine Funktion: Exokrin bedeutet "nach außen". Das heißt, dass die produzierten Enzyme über Ausführungsgänge an den Darm abgegeben werden. Die produzierten Verdauungsenzyme sorgen dafür, dass Fette, Eiweiße und Kohlenhydrate aus der Nahrung aufgespalten werden. Ohne diese Enzyme könnten die Nährstoffe nicht in den Blutkreislauf gelangen.

  • Endokrine Funktion: Sie bildet Hormone, allen voran Insulin und Glukagon. Diese regulieren den Blutzuckerspiegel und sichern damit die Energieversorgung des Körpers.


Ein gesundes Pankreas ist also entscheidend, damit Nahrung verwertet und Energie bereitgestellt werden kann.



Wichtige Erkrankungen des Pankreas


Akute Pankreatitis

Bei einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung entzündet sich das Organ plötzlich und stark. Enzyme werden vorzeitig im Gewebe aktiv und schädigen es von innen heraus. Typische Anzeichen sind Erbrechen, Bauchschmerzen und Mattigkeit. Diese Form kann sehr schwer verlaufen und stellt eine ernste Gefahr für das Tier dar.


Chronische Pankreatitis

Hierbei handelt es sich um eine lang andauernde oder immer wiederkehrende Entzündung. Mit der Zeit kommt es zu dauerhaften Veränderungen am Organ. Das Pankreas verliert nach und nach Teile seiner Funktion, was langfristig zu Verdauungsproblemen oder auch hormonellen Störungen führen kann.


Exokrine Pankreasinsuffizienz (EPI)

Wenn die Bauchspeicheldrüse zu wenige Verdauungsenzyme produziert, spricht man von einer exokrinen Insuffizienz. Die Nahrung wird nicht mehr ausreichend aufgespalten, wodurch der Hund trotz normaler Nahrungsaufnahme Gewicht verliert und auffälligen, voluminösen Kot absetzt.


Diabetes mellitus

Sind die hormonproduzierenden Zellen des Pankreas geschädigt, kann es zur Zuckerkrankheit kommen. Der Organismus ist dann nicht mehr in der Lage, den Blutzuckerspiegel ausreichend zu regulieren.



Ursachen und Risikofaktoren für Pankreaserkrankungen beim Hund

Die Bauchspeicheldrüse kann aus unterschiedlichen Gründen erkranken. Oft handelt es sich nicht um einen einzigen Auslöser, sondern um ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Im Folgenden die wichtigsten Bereiche:


Ernährung

Fettreiche Mahlzeiten:

Ein Übermaß an Fett kann das Pankreas stark belasten. Besonders gefährlich sind „Fettschübe“ – also ungewohnt reichhaltiges oder fettiges Futter, das plötzlich gegeben wird (z. B. Reste vom Festessen).


Minderwertige Futtermittel:

Stark verarbeitete Produkte mit künstlichen Zusatzstoffen oder minderwertigen Fetten können die Verdauung zusätzlich strapazieren.


Plötzliche Futterumstellungen:

Ein abrupter Wechsel von Trockenfutter zu BARF oder selbstgekochtem Futter ohne langsame Eingewöhnung erhöht das Risiko von Verdauungsstörungen, die wiederum das Pankreas belasten.


Körperliche Verfassung

Übergewicht:

Zu viele Fettreserven im Körper erhöhen die Gefahr von Stoffwechselproblemen und gelten als Risikofaktor für eine Pankreatitis.

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Bewegungsmangel:

Ein inaktiver Lebensstil begünstigt Übergewicht und stört den gesamten Stoffwechsel.


Genetische und rassebedingte Faktoren

Bestimmte Hunderassen sind häufiger betroffen. Dazu zählen unter anderem:

  • Deutscher Schäferhund (vor allem bei EPI),

  • Cocker Spaniel,

  • Yorkshire Terrier,

  • Miniatur-Schnauzer.

Die Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt, vermutlich spielen genetische Besonderheiten des Stoffwechsels eine Rolle.


Vorerkrankungen und Begleitfaktoren

Hormonelle Störungen wie Morbus Cushing oder Diabetes können das Risiko erhöhen.


Leber- und Darmerkrankungen wirken sich oft direkt oder indirekt auch auf die Bauchspeicheldrüse aus.


Infektionen oder Durchblutungsstörungen im Bauchraum sind selten, können aber ebenfalls eine Entzündung auslösen.


Medikamente und Umweltfaktoren

Einige Medikamente können Nebenwirkungen auf das Pankreas haben. Auch Vergiftungen (z. B. durch den Verzehr ungeeigneter Lebensmittel oder Giftstoffe) können eine Entzündung begünstigen.


Die Ursachen und Risikofaktoren für Pankreaserkrankungen sind also vielfältig: Ernährung, Übergewicht, rassespezifische Veranlagung, Vorerkrankungen und äußere Einflüsse können zusammenspielen. Oft lässt sich im Einzelfall kein eindeutiger Auslöser benennen – entscheidend ist das Verständnis dafür, dass das Pankreas ein empfindliches Organ ist, das auf viele Belastungen reagieren kann.



Symptome bei den unterschiedlichen Formen der Pankreaserkrankungen


Akute Pankreatitis

Die akute Entzündung der Bauchspeicheldrüse tritt plötzlich auf und führt zu einer starken Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens. Typische Symptome sind:

  • Erbrechen: oft wiederholt, teilweise auch schaumig oder gelblich, manchmal mit Blutspuren.

  • Durchfall: wässrig bis breiig, gelegentlich mit Schleim- oder Blutbeimengungen.

  • Appetitverlust: Hunde verweigern häufig jegliche Futteraufnahme.

  • Starke Bauchschmerzen: erkennbar an gekrümmter Haltung, Winseln, Unruhe oder der typischen Gebetshaltung (Vorderbeine gestreckt nach vorn, Brustkorb gesenkt, Hinterteil angehoben).

  • Mattigkeit und Apathie: die Tiere wirken abgeschlagen, ziehen sich zurück.

  • Fieber: nicht immer vorhanden, kann aber bei akuter Entzündung auftreten.

  • Dehydration (Austrocknung): durch Flüssigkeitsverluste beim Erbrechen und Durchfall.

  • Kreislaufprobleme: bei schweren Verläufen blasse Schleimhäute, schneller Herzschlag, Schwächeanfälle.


Chronische Pankreatitis

Die chronische Entzündung verläuft schleichend und macht sich oft weniger dramatisch bemerkbar. Die Symptome treten wiederholt oder dauerhaft auf, sind aber oft milder:

  • Wiederkehrende Magen-Darm-Beschwerden: gelegentliches Erbrechen, wechselnder Durchfall, Blähungen.

  • Appetitschwankungen: phasenweise gute Futteraufnahme, dann wieder Verweigerung.

  • Gewichtsverlust: trotz scheinbar normalem Fressen können Hunde kontinuierlich abnehmen.

  • Mattigkeit und verminderte Belastbarkeit: Hunde ermüden schneller beim Spaziergang oder Spielen.

  • Bauchschmerzen: häufig milder als bei der akuten Form, manchmal nur durch Schonhaltungen oder Unruhe auffällig.

  • Fellveränderungen: durch Mangel an Nährstoffen kann das Fell stumpf wirken, Haarausfall zunehmen.


Exokrine Pankreasinsuffizienz (EPI)

Bei einer EPI kann die Bauchspeicheldrüse nicht mehr genügend Verdauungsenzyme produzieren. Das führt zu typischen, auffälligen Symptomen:

  • Chronischer Durchfall: meist sehr voluminös, übelriechend, hell und fettig-glänzend (sogenannter Fettstuhl).

  • Unstillbarer Hunger: betroffene Hunde fressen gierig und viel, werden aber trotzdem mager.

  • Deutlicher Gewichtsverlust: trotz erhöhter Futteraufnahme magern die Tiere ab.

  • Blähungen und Bauchgeräusche: durch unzureichend verdauten Nahrungsbrei.

  • Schlechter Ernährungszustand: stumpfes Fell, Muskelschwund, verminderte Kondition.

  • Kotabsatz in großen Mengen: typisch ist ein deutlich vermehrtes Kotvolumen.


Diabetes mellitus (pankreasbedingt)

Wenn die hormonproduzierenden Zellen des Pankreas geschädigt sind, kann Insulin nicht mehr ausreichend produziert werden. Symptome sind:

  • Häufiges Wasserlassen: Hunde müssen auffallend oft Urin absetzen.

  • Vermehrtes Trinken: großer, unstillbarer Durst.

  • Heißhunger: gesteigerter Appetit bei gleichzeitigem Gewichtsverlust.

  • Abmagerung: trotz viel Futter verlieren die Hunde Gewicht.

  • Leistungsabfall: betroffene Tiere wirken müde und abgeschlagen.

  • Weitere Spätfolgen: unbehandelt können grauer Star (Katarakt), Infektanfälligkeit oder neurologische Probleme auftreten.



Möglichkeiten der Diagnostik

Um Klarheit zu schaffen, greifen Tierärztinnen und Tierärzte auf verschiedene Verfahren zurück. Bluttests geben Hinweise auf bestimmte Enzyme oder Hormonwerte, während Ultraschalluntersuchungen Veränderungen am Organ sichtbar machen können. Meistens liefert die Kombination dieser Methoden die sicherste Einschätzung.



Therapie bei Pankreaserkrankungen des Hundes

Die Behandlung von Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse verfolgt ein zentrales Ziel: das Organ zu entlasten, die Verdauung zu sichern und den gesamten Stoffwechsel zu stabilisieren. Je nach Erkrankungsform unterscheidet sich der Schwerpunkt, doch einige Grundprinzipien sind immer wichtig.


Akute Pankreatitis

Im Vordergrund steht zunächst die Stabilisierung des Hundes. Flüssigkeits- und Elektrolytausgleich, Schmerztherapie und eine vorsichtige Ernährungsumstellung gehören zu den Kernmaßnahmen. Das Verdauungssystem wird so weit wie möglich geschont, bevor schrittweise leicht verdauliche Nahrung eingeführt wird.


Chronische Pankreatitis

Hier liegt der Fokus auf einer langfristigen Entlastung. Fettarme, gut verdauliche Kost in kleinen Portionen, konsequente Gewichtskontrolle und regelmäßige tierärztliche Überwachung helfen, Rückfälle zu vermeiden und Folgeschäden zu verringern. Ergänzend können Maßnahmen ergriffen werden, die die Verdauung insgesamt unterstützen, zum Beispiel durch Enzyme oder eine Stabilisierung der Darmflora.


Exokrine Pankreasinsuffizienz (EPI)

Bei einer EPI produziert das Pankreas nicht mehr genug Enzyme. Um die Verdauung dennoch zu ermöglichen, ist die Gabe von Enzympräparaten eine unverzichtbare Basis der Therapie. So kann der Hund die Nährstoffe aus dem Futter wieder aufnehmen und sein Gewicht stabilisieren.


Diabetes mellitus

Ist die hormonelle Funktion der Bauchspeicheldrüse betroffen, steht die Blutzuckerkontrolle im Mittelpunkt. Dies erfordert eine konsequente, langfristige Betreuung und eine enge Abstimmung von Fütterung und Therapie.



Die Therapie von Pankreaserkrankungen beim Hund umfasst sowohl akute Notfallmaßnahmen als auch langfristige Strategien. Entscheidend ist die Entlastung der Bauchspeicheldrüse, die Sicherstellung einer funktionierenden Verdauung und die Stabilisierung des Stoffwechsels. Da Leber, Nieren und Lymphsystem eng mit dem Pankreas verbunden sind, ist auch deren Unterstützung sinnvoll, um den Organismus insgesamt im Gleichgewicht zu halten und die Lebensqualität des Hundes nachhaltig zu verbessern.



Fazit

Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse beim Hund sind ernstzunehmend, doch mit einer frühzeitigen Diagnose, einer individuell abgestimmten Betreuung und einer passenden Ernährung lassen sich die meisten Verläufe gut kontrollieren. Entscheidend ist, die Verdauung zu entlasten, den Stoffwechsel zu stabilisieren und gleichzeitig auch eng verbundene Organe wie Leber, Nieren und das Lymphsystem im Blick zu behalten.

Wichtig sind eine hochwertige Fütterung, und eine enge Zusammenarbeit zwischen Tierärzten, Tierheilpraktikern sowie – falls gewünscht – die Begleitung durch erfahrene Ernährungsberater


Mit diesem ganzheitlichen Ansatz lässt sich die Lebensqualität betroffener Hunde nachhaltig verbessern.

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